Kyūdō
Kyūdō (jap. 弓道 „Weg des Bogens“) ist die traditionelle, seit dem 16. Jahrhundert ausgeübte Kunst des japanischen Bogenschießens für Sport, Spiel und Zeremonie. Es geht zurück auf die technische Bogenschießkunst (Kyu-Jutsu) der Samurai und wird heute in einer jahrhundertealten und ununterbrochenen Tradition gelehrt. Das Ziel beim Kyūdō ist nicht das Treffen der Scheibe. Im Gegenteil, das Ziel des Schießens ist der Ausdruck von harmonischer Schönheit.
Für den Außenstehenden besonders auffällig ist der langsame Bewegungsablauf, die bei Zeremonien traditionelle, eindrucksvolle Bekleidung sowie der ca. 2,20m lange asymmetrische Bambusbogen. Dieser besteht aus mehrschichtigem Bambus und wird im unteren Drittel gegriffen. So kann der Bogen auch vom Pferd (Yabusame) oder im Knien (Warihiza) geschossen werden. In Deutschland schießt die Mehrzahl der Kyūdō-Schützen (Kyūdōka) im Heki Stil. Das hängt mit der Einführung durch Professor Genshirō Inagaki Yoshimichi (1911-1995) zusammen, der das japanische Bogenschießen 1969 in Hamburg bekannt machte.
Die Hauptziele des modernen Kyūdō (Kyudo Manual Volume I) gehen zurück auf den vormaligen Präsident des Dachverbandes, der verstorbene Meister Yôzaburo Uno und lauten wie folgt:
- Die Prinzipien des Schießens (shahô) und die Kunst des Schießens (shagi) zu studieren
- Die formalisierten Bewegungsformen (taihai) auf der Etikette (rei) basierend anzuwenden
- Das Niveau des Schießens (shakaku) und die Würde beim Schießen (shahin) zu verbessern
- Die Notwendigkeit nach Vollendung als menschliches Wesen zu streben
Kan Chū Kyū
Kan Chū Kyū lautet das Motto der Heki-Schule (Heki-Ryū) und bedeutet so viel wie „schieße mit Durchschlagskraft, strebe Treffsicherheit an, trainiere mit Ausdauer“. Die Besonderheit der Technik der Heki-Schule liegt darin, dass der Griff am Bogen, das sogenannte Tenouchi, vor dem Aufziehen fest angesetzt und nicht mehr verändert wird. Bei den anderen Stilen wird die Endform des Griffes erst beim Aufziehen erreicht.
Nur bei korrekter Technik und richtiger Geisteshaltung kann immer und immer wieder getroffen werden. Ein Anfänger sollte Kyūdō als Handwerk betrachten und zunächst die Technik fehlerfrei erlernen. Erst später eröffnet sich der Bereich des Schießens, der vom Geist beeinflusst werden kann.


Ōkawa Kyūdō
Ōkawa Kyūdō wurde im Januar 2022 als gemeinnütziger Verein in Meerbusch gegründet. Meerbusch ist eine Stadt im Rhein-Kreis Neuss in Nordrhein-Westfalen und liegt am Niederrhein zwischen Krefeld und Düsseldorf. Ōkawa (jap. 大川) bedeutet übersetzt „Großer Fluss“.
Wir pflegen das japanische Bogenschießen (Kyūdō) in der Stilrichtung der „Heki Ryū Insai Ha“ und die Vermittlung der damit verbundenen Kultur und Werte. Kyūdō kann als Jugendlicher begonnen und bis ins hohe Alter ausgeübt werden. Das Kyūdō Training verlangt vom Übenden ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit, Disziplin, Konzentration und innere Ruhe. Der Anfänger wird in die Technik des Bogenschießen eingeführt und schießt zunächst auf einen Strohballen (Makiwara) in 2m Entfernung. Nach intensiver Übung kann dann auf ein in 28m befindliches Ziel (Mato) geschossen werden. Das benötigte Material wird am Anfang vom Verein zur Verfügung gestellt.
Der Verein ist Mitglied des Nordrhein-Westfälische Kyudoverband e.V. (NWKyuV). Der NWKyuV gehört dem Deutschen Kyudo Bund e.V. (DKyuB) an, welcher wiederum Teil des europäischen Dachverbands European Kyudo Federation (EKF) und des japanischen Dachverbands International Kyudo Federation (IKYF) ist.
Werte
Der wahre Kyūdō-Geist zeigt sich nicht nur im Schießen, sondern auch darin, wie man sein Leben lebt. Das heißt wenn das Schießen ehrlich und aufrichtig ist, wird auch der Mensch ehrlich und aufrichtig in seinem Umgang mit anderen Menschen sein. Die folgenden Werte dienen dem Verein und seinen Mitgliedern als Orientierung auf dem Weg des Bogens:
Bescheidenheit
Der Schlüssel zum Kyudo ist sowohl Aufrichtigkeit wie Höflichkeit. Es ist von größerem Wert aufrichtig zu sein als gegen andere zu gewinnen. Spiele dich selbst nicht in den Vordergrund, orientiere dich an den Höhergraduierten und nicht an denen, deren Leistungsstand du bereits erreicht hast.
Mut
Nimm dein Herz in die Hand und gib dich niemals auf. Auch nicht bei einer drohenden Niederlage oder einem scheinbar unüberwindbarem Hindernis. Habe den Mut zur Selbstreflexion, überwinde deine Ängste und denke daran, was du heute tun kannst.
Respekt
Begegne jedem Einzelnen mit Aufmerksamkeit, Freundlichkeit und Interesse. Behandle deine Lehrer und Kyudofreunde immer zuvorkommend und erkenne die Leistungen derjenigen an, die schon vor Deiner Zeit Kyūdō betrieben haben.
Selbstdisziplin
Achte auf Pünktlichkeit und Ruhe beim Training und bei jeder anderen Veranstaltung im Dōjō. Übe konzentriert und kontrolliert. Verliere nie die Beherrschung, auch nicht in Situationen, die du als unfair empfindest.